Die „großen“ Mode-Trends, wie sie in der vergangenen Woche zur Berlin Fashion Week zu sehen waren, begleiten uns in ihrem Kern – und einmal abgesehen von den individuellen Handschriften der Designer – im nächsten Sommer bereits in die dritte Saison. Stichwort sind hier Retro- und Vintage-Styles mit Fokus auf Inspirationen aus den 1960er und 1970er Jahren, eine neue Farbigkeit und immer wieder Prints.
Spannend ist, dass Berlin im Vergleich zu den deutlich kommerzieller ausgerichteten Fashion Weeks in anderen Metropolen vergleichsweise viel Raum für Kreativ-Labels und den designerischen Nachwuchs lässt. Auf dem Runway und in den Off-Locations waren daher auch immer wieder Looks zu sehen, die sich vordergründig an den Business-Erfordernissen der Branche orientierten – Beispiele dafür waren hier unter anderem die Labels „Augustin Teboul“ und „Achtland“ mit ihren düster-romantischen respektive coolen City-Looks, die übrigens beide für ihre Kreationen mit Christiane Arps „Vogue Salon“ auch eine neue kommerzielle Plattform haben.
Neue Natürlichkeit, designerische Illusion & konservatives Frauenbild
Interessant waren neben den Kollektionen auch die Make-up-Styles und Frisuren, die wir vermutlich demnächst an vielen Fashionistas auch im Alltag wiederfinden werden. Der allgemeine Trend komplementiert hier die aktuellen Retro-und Romantik-Looks – neue Natürlichkeit durch Nude-Make-up, Locken, Haarkränze mit Blumenschmuck, Locken und insgesamt sehr feminine Styles, damit allerdings auch ein insgesamt konservativeres Frauenbild als ästhetische Illusion gegen Alltagsstress und globale Krise.
Kontraste dazu formulierten unter anderem die Österreicherin Lena Hoschek, die mit dem Totenkopf-Styling ihrer Models etwas ironisch an den „Tag der Toten“ („Dia de los Muertos“) im traditionellen Mexiko erinnern wollte oder auch Augustin Teboul mit – ja, Nude-Make-up – jedoch in einer Baudelaire-Installation mit konsequent schwarzer Mode ohne Trendbezug.
Nude-Make-up, Pink und Zöpfe
Ansonsten war die Nude-Visagerie fast so omnipräsent wie die bunten Print-Motive – dahinter verbirgt sich extrem dezentes Schminken für einen scheinbar ungeschminkten Look. Das Portal „Stylebook“ kommentierte, dass das Prozedere auch seinen Vorteil habe – die „ultra-natürlich“ gestylten Gesichter lenkten auf keine Weise von den Kollektionen ab. Designer und Visagisten, die Kontraste schaffen wollten, setzten dafür gern auf Pink – als Lippen-Rouge, Lidschatten oder, in der Show von Hannes Kettritz, sogar auf Männer-Augenbrauen.
An den neuen Frisuren werden vor allem Frauen mit langen und voluminösen Haaren ihre Freude haben. Das Pendant zur Flower Power bei den Haar-Accessoires waren unter anderem Zopffrisuren: hochgesteckte Zöpfe á la Julia Timoschenko, Hippie-oder Ethno-Styles mit offenen Haaren und dezenten Flechten oder auch „traditionelle“ Seitenzöpfe.
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