Israel ist weltweit das erste Land, das gesetzlich gegen das gängige Schönheitsideal respektive den Magerwahn der Mode- und Lifestyle-Branche vorgeht. Das Land möchte damit der Verbreitung von Anorexie (Magersucht) und anderen Essstörungen entgegenwirken.
Models müssen in Israel künftig durch ein medizinisches Attest, das nicht älter als drei Monate ist, beweisen, dass sie nicht unter Unterernährung leiden. Ihr Ernährungszustand wird dabei nach UN-Standard auf Basis des sogenannten Body Mass Index (BMI) bewertet, der das Vorliegen von Unter-, Über- oder Normgewicht über die Relation von Gewicht und Körpergröße ermittelt.
Gleichzeitig müssen israelische Medien in Zukunft darüber informieren, ob ihre Model-Fotos – von Frauen ebenso wie von Männern – digital verändert wurden und die Protagonisten dünner dargestellt werden, als sie eigentlich sind.
Model-Agent Adi Barkan: Heutige Models sehen oft aus wie Tote
Zu den Initiatoren der Initiative zählen Mediziner ebenso wie Medien- und Mode-Profis. Adi Barkan – in Israel ein prominenter Model-Agent – verfolgt bereits seit 30 Jahren, wie junge Frauen in der Modebranche immer „knochiger und kränker“ werden und heute oft „aussehen wie Tote“. Gleichzeitig monierte er, dass das Gesetz nur für die rund 300 israelischen Models gelte, in internationalen Kampagnen für Israel jedoch auch künftig Mager-Models zum Einsatz kommen dürfen.
Kampagne gegen eine Werbeillusion
Die Befürworter des Gesetzes erhoffen sich von der Regelung nicht nur gesündere Models, sondern auch die Beseitigung der Illusion, dass die überschlanken Frauen aus der Werbung echt sind. In Israel leiden derzeit etwa zwei Prozent aller jungen Frauen zwischen 14 und 18 Jahren unter ernsten und klinisch relevanten Störungen ihres Essverhaltens.
Kritiker – unter anderem der israelische Wissenschaftler Sigal Gooldin – bezweifeln allerdings, ob die Regelung einen messbaren Erfolg hat und die Häufigkeit von Essstörungen bei Teenagern reduzieren kann. Andere merkten an, dass nicht nur das Körpergewicht, sondern der allgemeine gesundheitliche Zustand der Models bewertet werden sollte, da viele Mädchen generell sehr dünn sind, ohne krank zu sein.
Zumindest Gooldin hält das Gesetz trotzdem für einen ersten Schritt in die richtige Richtung und befindet sich damit nicht nur im Einklang mit israelischen Experten, sondern auch mit zahlreichen Fashion-Prominenten, etwa „Vogue Italia“-Chefin Franca Sozzani, die sich seit Jahren gegen Mager-Models engagiert.
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