Das Mode-Label Vionnet – mit französischen Wurzeln, aber inzwischen in Mailand ansässig – eröffnete jetzt in der norditalienischen Mode-Stadt seinen weltweit ersten Flagship-Store. Das Geschäft liegt im Erdgeschoss des Palazzo Primoli, direkt unter den Räumen des Unternehmenssitzes mit Atelier und Showroom. Die beiden Kreativ-Chefinnen der Marke, Barbara und Lucia Croce, haben selbst am Design des Stores mitgewirkt, der mehr als ein Verkaufsraum ist – er soll das Erbe der französischen Modeschöpferin und Label-Gründerin Madeleine Vionnet auch in Details verkörpern.
Die beiden Italienerinnen haben sich bei ihrem Store-Konzept für ein minimalistisches Design mit Vintage-Elementen entschieden. Marmor, Messing und fast ikonenhafte Präsentation einiger Vionnet-Kreationen in gläsernen Vitrinen kontrastieren mit Samt-Couches und Satin als Wandverkleidung.
Die Idee des Raum-Entwurfes verweist nicht nur auf das Pariser Atelier Madeleine Vionnets, sondern auch auf die 20 Jahre umfassende Zusammenarbeit mit dem italienischen Futuristen Ernesto (Thayat) Michahelles, der mit seiner Kunst die Vionnet-Entwürfe auf Kundenwunsch personalisiert. Zur Eröffnung des Label-Stores entwarfen Barbara und Lucia Croce eine Kette, deren Anhänger das historische Vionnet-Logo zeigt – erhältlich ist sie exklusiv im Flagship-Store in Mailand.
Madeleine Vionnet – „Königin der Couturiers“
Madeleine Vionnet (1976 -1975) gilt als eine der wichtigsten französischen Modeschöpferinnen des 20. Jahrhunderts – und vielen als die „Königin der Couturiers“. Anders als ihre Design-Kolleginnen – und profilierte sich zeitlebens weniger über Marketing respektive eine Rolle in der Pariser „Society“ als über ihre handwerkliche Perfektion. Ihr Atelier – zuerst in der Rue de Rivoli, seit 1923 im Herzen des Pariser Mode-Viertels in der Rue Montaigne – existierte von 1912 bis zur deutschen Besetzung von Paris im Jahr 1940.
In den 1930er Jahren prägte Madeleine Vionnet den zeitgenössischen Mode-Stil mindestens so sehr wie Chanel oder Schiaparelli. Natürlich entwarf sie für die Stars der Zeit – Marlene Dietrich, Catherine Hepburn oder Greta Garbo. Als Designerin stand „die Vionnet“ außerhalb der aktuellen Trends der Mode, welche sie als „saisonale, flüchtige Capricen“ sah, die ihren „Sinn für Schönheit beleidigten“. Ihr Fashion-Ideal konzentrierte sich auf eine zeitlose, fast klassische Idee von Schönheit und den „Dialog zwischen Kleid und Körper.
Ihr Umgang mit Form und Material – elegante, natürliche Silhouetten anstelle artifizieller Drapees, neue Schnitttechniken und darauf abgestimmte Stoffe – waren zu ihrer Zeit innovativ und wurden später zur Arbeits- und Inspirationsgrundlage zahlreicher Designer – etwa John Galliano, Kawakubo Rei /Comme des Garçons oder Azzedine Alaia.
Revival des Labels in Mailand
Nach dem zweiten Weltkrieg geriet Madeleine Vionnet weitgehend in Vergessenheit – eine Ursache mag darin liegen, dass sie sich als Person nicht wichtig nahm und nicht als Stil-Ikone inszenierte. Das Label Vionnet hat diese Historie überlebt und wurde 2008 von den Mailändern Gianni Castiglioni und Matteo Marzotto übernommen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Erbe der Madeleine Vionnet zu revitalisieren und auf dieser Basis – mit Respekt für die Eleganz und Raffiniertheit der ursprünglichen Marke Vionnet – ein modernes Fashion-Haus zu entwickeln.
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