Am vergangenen Montag ging in der Villa Noailles im südfranzösischen Hyères das Internationale Festival für Mode und Fotografie zu Ende. Den „Grand Prix du Jury Première Vision“, also den Großen Preis der Jury in Höhe von 15.000 Euro, gewann in diesem Jahr die Finnin Satu Maaranen. Die Nachwuchsdesignerin aus dem Hohen Norden war mit einer sehr artifiziellen Womenswear-Kollektion nach Hyères gereist, deren Entwürfe zwischen Avantgarde und Tragbarkeit changierten. Satu Maaranens Kollektion repräsentierte damit auch das Hyères-Konzept, das sich seit jeher zwischen experimenteller Mode und kommerzialisierbaren Kollektionen bewegt.
Auch in der Jury des Mode- und Fotofestivals sind traditionell nicht nur prominente Kreative, sondern auch Vertreter von Lifestyle-Medien, Agenturen oder wichtigen Fashion-Labels anzutreffen. Im vergangenen Jahr saß der Jury übrigens der japanische Avantgarde-Designer Yohji Yamamoto vor, aktuell wurde diese Rolle durch den Kreativ-Chef von Lacoste Felipe Baptista Oliveira übernommen.
Skulpturale Mode zwischen Haute Couture & Landschaftsimpressionen
Die 28-jährige Satu Maaranen war in der internationalen Fashion-Szene bisher weitgehend unbekannt. Die Absolventin der Aalto-Universität in Helsinki graduierte in den Fächern Design, Architektur und Kunst. Derzeit entwickelt sie als Freelancerin Stoffe und Prints für verschiedene Labels. In Hyères überzeugte sie die Juroren mit ihrer fast skulpturalen und sehr klaren Mode, außergewöhnliche Schnitte und intensive Farben. Maaranens Entwürfe waren durchweg handbemalt, die Designerin ließ sich dafür sowohl von Haute Couture als auch Landschaftsimpressionen inspirieren.
Im Rahmen der französischen Modemesse Première Vision, die auch den Preis für Hyères 2013 gestiftet hat, wird ihre Kollektion nun im Juli und September 2013 auch in New York und Paris zu sehen sein. Satu Maaranen träumt übrigens davon, irgendwann als Kreative bei Kenzo oder einem anderen großen Mode-Label einzusteigen – ihr Preis in Hyères und die beiden neuen internationalen Termine könnten sie diesem Ziel durchaus ein Stück weit näher bringen.
Kein Hyères-Preis für Berliner Jungdesigner Henning Jurke
Der vom Pariser Label Chloé gestiftete Preis im Wert von ebenfalls 15.000 Euro ging an die Schweizerin Camille Kunz für eine sportlich-experimentelle Herrenkollektion mit dem Titel „The Boy vanishes“. Den Publikumspreis der Stadt Hyères erhielt die chinesische Jungdesignerin Shanshan Ruan für ihre zarten Womenswear-Entwürfe in Regenbogenfarben.
Ein weiterer Preis wurde durch die Villa Noailles und das Pariser Tokyo Palais an die Niederländerin Yvonne Poei-Yie Kwok für ihre in filigraner Handarbeit entstandenen Entwürfe verliehen. Henning Jurke aus Berlin, der als einziger deutscher Finalist nach Hyères gekommen war, konnte mit seiner ambitionierten und durch die 1920er Jahre inspirierten Herrenkollektion in der Villa Noailles keinen Preis gewinnen.
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