London war auch in diesem Spätwinter wieder einer der Hotspots der internationalen Modewelt. Zur London Fashion Week im Februar präsentierte die „Creme“ der britischen Designer ihre Kollektionen für den nächsten Herbst und Winter. Die Modeschöpfer von der Insel gelten traditionell als eher unkonventionelle Kreative, die ein sicheres Gespür für kommerzielle Trends mit innovativen Designs verbinden.
Die in London präsentierten Herbst-Winter-Kollektionen 2013 zeigten allerdings auch, dass die aktuelle Vintage-Mode mit ihren Reminiszenzen an die 1950er bis 1970er derzeit weltweit nicht zu stoppen ist. Auch an der Themse dominierten intensive Farben sowie die nun schon seit mehreren Saisons omnipräsenten Prints und Colourblockings. Daneben gab es Existenzialistisches, Romantik-Looks und feminine Silhouetten. Herausragendes kam unter anderem von Vivienne Westwood, Tom Ford und dem schottischen Designer Christopher Kane.
Punk-Rock-Kollektion von Vivienne Westwood
Vivienne Westwood präsentierte in einer der beeindruckendsten Runway-Shows der London Fashion Week eine glamouröse Punk-Rock-Kollektion. Als Location dafür hatte sie sich für die bekannt Saatchi-Galerie entschieden. Feminine Kleider mit Tüll und Print-Motiven trafen in ihrer Modelinie auf eher reduzierte Looks in Bordeaux und Schwarz. Für Wärmendes an kalten Herbst- und Wintertagen sorgten Wollmäntel mit knappen Mini-Schnitten ebenso wie voluminöse Maxi-Exemplare.
Aus exklusiven Stoffen sowie dem perfektem Spiel mit Asymmetrien, Körperlichkeit und Transparenzen ergab sich bei vielen Looks ein ausgesprochen hoher Glamour-Faktor, bei anderen kombinierte die Designerin feminin-elegante Silhouetten mit provokativen Elementen. Accessoires und Styling ihrer Models erwiesen sich durchgängig als aufregend und rockig. Zum Schluss der Show erschien die inzwischen 71-jährige Vivienne Westwood natürlich persönlich auf dem Runway – unprätentiös und leger in einem „echten“ Punk-Look.
„Cross Cultural Multi Ethnic“ von Tom Ford
Der US-amerikanische Star-Designer Tom Ford zeigt seine Kollektionen zwar seit jeher in London, jedoch fast immer nur vor kleinem, exklusivem Publikum. Zur aktuellen London Fashion Week gab es jetzt endlich wieder eine seiner seltenen Runway-Shows. Handverlesen war das Publikum natürlich auch zu diesem Anlass, in der Front Row saßen unter anderem „Vogue“-Chefin Anna Wintour, Justin Timberlake und Jessica Biel.
Tom Fords Modelinie für den nächsten Winter stand unter dem Motto „Cross Cultural Multi Ethnic“, in seinen Entwürfen führte er Muster, Motive und Kleidungsstücke der nordamerikanischen Inuit (Eskimos) mit einer Pop-Art-Ikonografie zusammen. Herausgekommen ist dabei eine zeit- und trendunabhängige Kollektion mit explizitem – wenn auch nicht unkommerziellem – Kunstcharakter. In Tom Fords Kreationen trafen Pelz-Parkas, voluminöse Jacken und opulent bestickte Overknees auf sehr filigrane Silhouetten. Hinreißend war unter anderem eine Kleider-Serie mit Ethno-Prints, deren Musterungen sich in anderen Looks an transparenten Röcken oder einer Robe aus schwarzer Spitze wiederfanden.
Camouflage und Blütenprints von Christopher Kane
Christopher Kane gehört zu den eher unangepassten „jungen Wilden“ der britischen Modeszene – mit großem Erfolg bei seinem Runway-Publikum, in den Lifestyle-Medien und im direkten Business. Anfang 2013 hat sich der französische Luxuskonzern PPR, dem unter anderem die Marken Gucci, Stella McCartney, Alexander McQueen und Saint Laurent Paris gehören, mit einer 51-Prozent-Beteiligung in Kanes Label eingekauft. Dass Christopher Kane in London diesmal 61 Looks – statt 39 in der vergangenen Saison – präsentierte, ist vermutlich nicht zuletzt dem Engagement von PPR geschuldet, CEO Francois-Henri Pinault und Ehefrau Salma Hayek waren übrigens für seine Show in die Themse-Stadt gekommen.
An seiner designerischen Handschrift hat Christopher Kane in der neuen Konstellation bisher kaum etwas geändert – etwas düster, etwas distanziert, etwas rebellisch. Typisch für die Kollektion waren Camouflage-Looks in Variationen von Blau sowie legere Ensembles aus schmalen Tops, Röcken oder weiten Hosen. Neu waren allerdings einige verspieltere Entwürfe mit Stickereien, Blütenprints und – leider – auch Fell-Applikationen.
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