Die Berlin Fashion Week hat auch in ihrer neuesten Ausgabe wieder Glamour- und Erfolgsgeschichte geschrieben und sich neben dem „traditionellen“ deutschen Mode-Standort Düsseldorf inzwischen mindestens auf Augenhöhe etabliert. Für das Branchen-Publikum ergeben sich daraus allerdings Terminkalender, die in der bisher geplanten Zeit kaum noch zu bewältigen sind.
Die Veranstalter der weltgrößten Denim- und Streetwear-Messe Bread & Butter zogen daraus jetzt ihre Konsequenzen. Ab Januar öffnet die Messe bereits einen Tag früher ihre Pforten, die Berlin Fashion Week verlängert sich damit ebenfalls um einen Tag. Die nächste Bread & Butter findet nun vom 15. bis 17. Januar 2013 statt, die Sommer-Edition ist vom 2. bis 4. Juli 2013 angesetzt. Bread & Butter-Chef Karl-Heinz Müller sagte dazu, dass die Besucher der Messe in den letzten Jahren immer mehr „zu Gehetzten“ wurden, eine Lösung schuldeten die Veranstalter daher sowohl der Branche als auch Berlin. Zudem lägen die Termine künftig günstiger zu den internationalen Ordermessen in Mailand und Florenz.
Berlin Fashion Week – rund 120 Millionen Euro Wirtschaftsleistung
Allein zur Bread & Butter waren Anfang Juli rund 684 Fashion-Labels nach Berlin gekommen. Zu den Besucherzahlen hielt sich das Messe-Team allerdings bedeckt und ließ lediglich wissen, dass man bereits seit einigen Jahren „ein ausgewähltes Publikum“ erreichen wolle. Hinzu kamen die Designer-Schauen im Event-Zelt an der Siegessäule und diversen Off-Locations sowie die Messen Premium und Show & Order.
Laut einer aktuellen Schätzung sorgt jede Berlin Fashion Week für eine „zusätzliche Wirtschaftsleistung“ von rund 120 Millionen Euro – nicht nur bei den Modefirmen selbst, sondern auch in Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel.
Infrastrukturelle Schwächen & abnehmende Fashion-Identität Berlins
Neben der Freude über das positive Image und den wirtschaftlichen Erfolg der Modewoche gab es auch kritische Kommentare im Hinblick auf das Profil Berlins als internationale Mode-Metropole sowie die Zukunftsfähigkeit der Fashion Week. Moniert wurden unter anderem infrastrukturelle Schwächen – Verkehrschaos, das „Standort-Bingo“ mit der Siegessäule als denkbar ungünstigster Haupt-Location, aber auch fehlende professionelle Unterstützung für Organisatoren und Designer. Als zunehmend problematisch erscheint vielen Experten außerdem die starke Orientierung der Berlin Fashion Week an den Modewochen in Paris, London oder Mailand, was Berlin eigene Profilierungsmöglichkeiten nimmt.
De facto ist Berlin – übrigens mit rund 3.700 Fashion-Unternehmen – eine Mode-Stadt, die ihre eigentliche Identität durch Nachwuchs-Talente, viele junge Labels und ein sehr offenes Publikum erhält. Wichtig sind vor diesem Hintergrund vor allem langfristig ausgerichtete Förderungsmöglichkeiten für Talente, wie sie seit zwei Saisons für einen handverlesenen Kreis von Jung-Designern durch den „Vogue Salon“ gegeben sind, damit allerdings auch die entsprechenden Budgets. Bisher bietet die Berlin Fashion Week zwar Glamour und in jeder Saison auch den einen oder anderen Hype – viele der aktuellen Stars scheinen jedoch nach einem halben Jahr bereits wieder vergessen.
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