Die „Milano Moda Uomo“ ist eines der Pendants der Herrenmode zu den internationalen Fashionweeks für die Damen-Kollektionen. Noch bis einschließlich Mittwoch dieser Woche stellen in der norditalienischen Mode-Metropole rund 40 Labels und Designer ihre Herren-Kollektionen für die Frühjahrs-Sommer-Saison 2013 vor.
Das inoffizielle Motto des Events scheint sich auf eine explizite Fashion-Fröhlichkeit als Korrektiv zu wirtschaftlicher Depression und Krise zu beziehen. Die Männermode für das nächste Jahr ist durch luxuriöse Materialien, legere Eleganz und eine neue Farbigkeit geprägt, die aktuelle Trends der Damenmode auch an die High-Fashion-Kollektionen für Herren adaptieren.
Dolce & Gabbana: Sizilianische Laien-Models polarisierten
Die Männer-Bilder hinter den Fashion-Linien sind trotzdem völlig unterschiedlich – mit Gentlemen und Dandys oder Athleten ebenso wie urbanen Intellektuellen. Intensive Farbakzente waren das Bindeglied zwischen vielen Kollektionen. Burberry Prorsum präsentierte beispielsweise eine klassisch-lässige Anzug-Linie in gedeckten Tönen – und dazu Shirts und Mäntel aus Metallic-Stoffen. Sogar die grundsätzlich puristische Jil Sander setzte in Teilen ihrer Comeback-Kollektion auf Farben und grafisch akzentuierte Colourblockings. Vivienne Westwood präsentierte – etwas überraschend – nichts Exzentrisches, sondern klassische Herrenanzüge, Blousons, Bermudashorts und Knitwear. Das Label Calvin Klein besann sich unter anderem auf uramerikanische Denim-Traditionen.
Dolce & Gabbana provozierten weniger mit ihrer sizilianisch inspirierten Herrenmode im Stil der 1950er Jahre als mit ihrer Runway-Inszenierung: Für ihre Show hatte das Designer-Duo keine professionellen Models, sondern Laien – 70 Männer und vor allem Jungen – engagiert. Die Idee und vor allem die Teenie-Model polarisierten deutlich – von Medien und Fashion-Profis kamen Statements wie „etwas zu viel Authentizität“ oder „kein Angebot für Identifikationen“. Die renommierte Modejournalistin Anna Delle Russo bescheinigte den Sizilianern dagegen „Stolz und Leidenschaft“ sowie Dolce & Gabbana die „Einweihung eines neuen Stils“.
Unisex-Kollektion von Miuccia Prada im Stil der „Royal Tenenbaums“
Die vermutlich spannendste Kollektion für die kommende Saison kam von Prada und stand für Cross-Dressing und Unisex. Miuccia Prada hatte sich kurz vor dem Start der „Milano Moda Uomo“ entschlossen, ihre Resort-Kollektion 2013 in ihre Herren-Linie einzubetten. Dementsprechend schickte sie Damen- und Herren-Models gemeinsam auf den Runway. Inspirationen für beide Kollektionen kamen vor allem aus dem tragikomischen Gesellschaftsdrama „The Royal Tenenbaums“ – aus dem Jahr 2001, mit Gwyneth Paltrow, Anjelica Huston und Gene Hackman. Die ästhetischen Vorlagen im Stil der 1970er Jahre verarbeitete Miuccia Prada in zurückgenommener und sehr gestraffter Form. Ausnahmslos alle Looks sind von Frauen und von Männern tragbar.
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