Die aktuellsten Höhepunkte der Pariser Modewoche kamen gestern Abend und heute Morgen von Yves Saint Laurent und Chanel.
Karl Lagerfeld präsentierte seine Herbst-Winter-Kollektion für Chanel wie immer als „ganz große“ Fashion-Inszenierung. Diesmal verwandelte er das Grand Palais in eine Märchenlandschaft aus Eiskristallen, die sich an seinen Looks – dann als Paillettenstickereien – und im Styling seiner Models wiederfanden.
Stefano Pilatis neue Kollektion war gleichzeitig seine letzte Modelinie für Yves Saint Laurent – brillant wie immer und ästhetisch eine Hommage an den Markenkern des Hauses. Das Pariser Modehaus hatte die Personalie erst vor wenigen Tagen publiziert, als Nachfolger Pilatis als YSL-Kreativchef ist derzeit Hedi Slimane im Gespräch, der bereits in den 1990er Jahren für das Label tätig war.
Chanel – opulente Winterfantasie mit Hosen und Kristallen
Das zentrale Thema von Karl Lagerfelds Kollektion waren – neben seiner opulenten Winterfantasie –
Hosen, Hosen und nochmals Hosen: Weit, lose fallend und mit Knöchelbund, als Jeans aus marmoriertem Denim oder luxuriösem Samt und vor allem als schmale, teils dreiviertellange „Zigaretten“-Hosen komplettierten sie ausnahmslos alle Looks. Darüber trugen Lagerfelds Models taillierte Gürtel- Blazer über leicht gebauschten oder auch schmalen Röcken, Kostüme im typischen Chanel-Stil, Kleider, lange Westen und voluminöse Mäntel. Der erste Teil der Kollektion gab sich mit gedeckten Farben – Grau, Schwarz, Anthrazit, Blau und Aubergine – sowie der Dominanz von Tweed recht winterlich-alltäglich. Diese Alltagstauglichkeit prägte auch die Looks im mittleren Teil der Show – dann mit viel Knitwear und vor allem vielen Farben, die an Patchwork-Pullovern ebenso zur Geltung kamen wie an grafischen Applikationen. Das Finale bestritten eine Serie transparenter Röcke zu filigranen Seidenblusen, Ensembles aus Metallic-Stoffen oder mit aufgenähten Federn, einige explizite Abendroben aus Spitze sowie eine sehr ästhetische Hosen-Variante des „Kleinen Schwarzen“. Ebenso spannend wie die Outfits selbst waren Karl Lagerfelds Accessoires zur Kollektion: Breite silberfarbene Colliers, Kristalle an Armreifen und Ketten sowie High Heels mit transparenten Absätzen in ebenfalls kristalliner Optik.
Yves Saint Laurent und Stefano Pilati – Abschied mit einer starken Kollektion
Stefano Pilatis Kollektion für Yves Saint Laurent fokussierte sich auf Leder sowie Kettenhemd-Looks bei Kleidern, Tops oder auch schmalen Röcken. Typisch für die gesamte Linie waren Oberteile mit betonten Schultern und kastenförmigen Silhouetten, durch breite Ledergürtel betonte Taillen und insgesamt schmale sowie sehr kraftvolle und präzise Schnitte. Pilati reflektierte damit explizit die designerische DNA des Hauses sowie ein Frauenbild, dessen modische Inszenierung auf Unabhängigkeit, Persönlichkeit und Stärke abzielt.
Der Designer verabschiedete sich auf dem Runway mit einer Victory-Geste und mit einem Lächeln. Bei welchem Label wir Pilati demnächst wiedertreffen, bleibt vorerst offen – zusammen mit Raf Simons und Haider Ackermann gilt er derzeit als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die John-Galliano-Nachfolge bei Dior.
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