Nach dem fulminanten Auftakt der Milano Fashion Week mit „opulenter Romantik“ aus dem Hause Gucci präsentierte gestern Abend Alberta Ferretti eine ebenso feminine, jedoch weniger dramatische Kollektion. Max Mara zeigte eine aktuelle Interpretation seiner intellektuell-minimalistischen Mode-Vision. Fashion-Urgestein Karl Lagerfeld hatte sich für seine Herbst-Winter-Kollektion 2012 für Fendi vorgenommen, bei keiner seiner Kreationen „die Vergangenheit“ zu zitieren – ob es dabei um „historische“ Modestile oder eigene Entwürfe ging, blieb ungesagt.
Das Ergebnis überzeugte durch Prägnanz, klare Silhouetten und einen fast „kämpferischen“ Ausdruck. Modernität und eine Vision von „starken Frauen“ verbanden die drei Kollektionen.
Alberta Ferretti – elegante Femininität in klaren Formen
Den Auftakt zu Alberta Ferrettis Runway-Show bildete kein Tages-Look, sondern ein schwarzes Cocktailkleid aus transparentem, reich besticktem Tüll – das Grundthema der Kollektion war hiermit eingeführt: Elegante Femininität, die bei allen folgenden Entwürfen in einer klaren Formensprache, sorgfältig herausgearbeiteten Details und Material- und Stilkontrasten, etwa der Kombination von Leder und zarten Spitzenstoffen, zum Tragen kam.
Als sehr filigran erwiesen sich Ferrettis Abendroben – oft aus transparentem Material gefertigt und mit kunstvollen Drapeés oder reicher Stickerei versehen. Außerdem zeigte Alberta Ferretti sowohl legere als auch sehr elegante Tages-Kleider und Kostüme, einige Hosenanzüge und eine eindrucksvolle Serie von Mänteln, teils mit Gürteln und taillierten Silhouetten, teils mit strengen, geraden Schnitten. Für winterliche Impressionen sorgten Pelz- und Kunstpelz-Kreationen sowie einige Knitwear-Einzelteile. Farblich dominierte – wie schon in Frida Gianninis Kollektion für Gucci – auch bei Alberta Ferrettis Kreationen edles Schwarz. Farbige Akzente in Rot, Kobaltblau und Violett setzten lediglich einige Einzelstücke.
Max Mara – Mode für starke, selbstbewusste Frauen
Max Mara nannte als Inspirationen für seine Herbst-Winter-Kollektion 2012 recht vielfältige Elemente, die von Fritz Langs Kultfilm „Metropolis“, Rainer Werner Fassbinders Verfilmung des Jean Genet-Romans „Querelle“ bis zu Art Deco und Bauhaus reichten. Einen historischen Bezug für seine aktuelle Mode lieferten außerdem die „Suffragetten“, also die Frauenrechtsbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Max Mara wollte auch mit seiner neuen Kollektion Mode für selbstbewusste, starke Frauen schaffen. Seine Entwürfe changierten zwischen Streetwear-Einflüssen und strenger Eleganz, die bei einigen Entwürfen deutlich von Military-Looks beeinflusst war. Für die farblich recht vielfältige Kollektion – zu sehen waren Outfits in Beige, Moosgrün, leuchtenden Brauntönen und grafischen Schwarz-Weiß-Dessins – kamen edle, jedoch eher robuste Materialien wie Kamelhaar, Wolle oder Cashmere zum Einsatz.
Fendi – „moderne Weiblichkeit“ und Galuchat
Immer wieder überraschend: Karl Lagerfeld erfindet sich und seine Styles mit ein „starkes“ Frauenbild visualisierte.
Die Fendi-Kreationen waren wie immer ein gemeinsames Projekt von Karl Lagerfeld und Silvia Venturini Fendi, welche die Accessoires der Fendi-Kollektionen entwirft – in diesem Jahr neben funktional-luxuriösen Taschen vor allem wadenhohe Schnürstiefel und Gamaschen-Boots in perfekt auf die Outfits abgestimmten Farben. Thematisch ging es in der Kollektion um „moderne Weiblichkeit“ und ein besonderes Material: Galuchat-Leder wurde im 18. Jahrhundert in Frankreich „erfunden“ und gehört zu den luxuriösesten – und teuersten – Ledern überhaupt. In der Fendi-Kollektion wurde es für Mäntel, Jacken, Lederröcke, zahlreiche Details der Looks sowie die Schuh- und Taschenlinien verwendet.
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