Riccardo Tisci präsentierte zur Pariser Haute-Couture-Woche für Givenchy eine extravagante und von Styles der 1920er und 1930er Jahre beeinflusste Kollektion. Mit seinen zehn Haute-Couture-Entwürfen entführte der Designer sein Publikum in eine cineastisch inspirierte Kunstwelt – seine Kreationen waren unter anderem von Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ inspiriert. Der Science-Fiction-Film gilt bis heute als ein Klassiker expressionistischer Filmkunst und erzählt von den Klassengegensätzen der Moderne.
Für die Vorstellung der Looks wählte Riccardo Tisci auch dieses Mal ein eher ungewöhnliches Ambiente. Givenchy zeigt seine Haute-Couture-Kollektion seit inzwischen vier Saisons nicht im Rahmen der herkömmlichen Runway-Shows, sondern in Showrooms und veröffentlicht als Gesamtüberblick über die Kollektionen jeweils ein Gruppenbild. In diesem Jahr posierten die Givenchy-Models dafür in einer Sporthalle vor einer Sprossenwand.
Thematische Showrooms statt Runway-Show
Die Showrooms für die Präsentation der Kollektion definierten drei unterschiedliche Themen. Der erste Raum widmete sich explizit der elaborierten Handwerkskunst der Haute Couture – die Models präsentierten hier Abendroben aus Krokodil-Leder – die Fertigung der Unikate erforderte jeweils 350 Arbeitsstunden. Der „Crystal Room“ visualisierte eine zweite filmische Inspirationsquelle von Tiscis Kollektion – den 1924 gedrehten russischen Science-Fiction-Streifen „Aelita: Queen of Mars“ und zeigte Art Déco-Visionen. Im dritten Raum ging es um scharfe Kontraste in Schwarz-Weiß.
Kontraste, Präzision und dominante Silhouetten
Auch die Kollektion selbst lebte von Gegensätzen – diese sind generell eines von Riccardo Tiscis Themen, die er in ungewöhnliche stilistische Kombinationen und Materialzusammenstellungen übersetzt. In seiner aktuellen Kollektion für Givenchy stehen unter anderem schlichte Tank-Tops für die Präsenz von nicht durch Luxus definierten Street-Styles – getragen wurden sie zu diversen Abendroben, etwa einem schimmernden Kleid aus Kristallgewebe oder einem tiefschwarzen Look. Die Silhouetten der Entwürfe sind durchaus feminin, allerdings mit einer stilistischen Präzision und „Schärfe“ ausgestattet, welche die Trägerinnen sehr präsent und dominant erscheinen lässt.
Auch mit der Auswahl der Models für die Schau setzte Givenchy auf eine Auswahl weitab vom Mainstream – die 18-jährige Kati Nescher wurde ebenso verpflichtet wie die bereits 48 Jahre alte Kristen McMenamy. Das Styling der Protagonistinnen unterstrich die extravagante und – für Tisci typische – etwas mystisch-düstere Note der Kollektion. Zum Einsatz kamen überdimensionierte Kristall-Ohrringe ebenso wie Nasenschmuck aus edlem Material.
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