Das französische Traditionshaus Dior ließ sich nach dem skandalösen Rausschmiss des Chefdesigners John Galliano nach dessen antisemitischen Äußerungen mehr als ein Jahr Zeit für die Benennung eines Nachfolgers. Die Gerüchteküche kochte hoch, doch davon ließ sich das Haute-Couture-Label nicht beeindrucken. Im April dieses Jahres schließlich wurde der aus Antwerpen stammende Designer Raf Simons als Nachfolger benannt.
Simons, der bis dato für Jil Sander entworfen hatte, umweht zwar ein tadelloses Image, jedoch verfügt er über keinerlei Erfahrung in der Haute-Couture. Kein Wunder also, dass die nun präsentierte erste Schau mit der Kollektion des neuen Chefdesigners von Dior mit Spannung erwartet wurde. Auf der Gästeliste standen unter Anderem Sharon Stone, Charlene von Monaco und Donatella Versace.
Dior mit Simons auf dem richtigen Weg
Raf Simons schaffte es, den hohen Erwartungen an diese Verbindung gerecht zu werden. Selbstsicher kombinierte er den ikonischen Stil Diors mit neuen Einflüssen. Gerade und architektonisch anmutende Schnitte mit viel Schwarz, Blau und Beerentönen setzte er als Basis ein, um die strengen Strukturen mit pastelligen Stickereien, Netzen in mehreren Schichten und filigranen Applikationen aufzubrechen.
Simons selbst gab als Inspirationsquelle für diese Kollektion die Schaffensperiode Diors in den 50er Jahren an. Der „unique Look“ von Dior sei prädestiniert dafür, durch moderne Akzente eine Weiterentwicklung zu erfahren.
Ein „Outsider“ mit klaren Vorstellungen
Die „Haute-Couture“ sieht Raf Simons sehr differenziert und wünscht sich einen Imagewechsel. Der neue Chefdesigner sieht Couture vor Allem als individuelle Kreation für eine Frau oder einen Frauentypus und nicht nur als Glamour-Must-Have für den roten Teppich. Diesbezüglich sei ein Imagewechsel laut Simons angebracht, denn die neue Linie und Modernität solle nicht nur auf der Haut getragen, sondern im Kopf der Modemacher und Modeträger ankommen. Der Antwerpener Designer sieht dabei seine Rolle als „Outsider“ durchaus positiv, denn neue Einflüsse kämen schließlich immer von außen.
Seines Status als Avant-Garde der „Haute-Couture“ ist er sich durchaus jetzt schon bewusst. Sein klarer Stil, den er bereits mit seiner ersten Dior-Kollektion zum Ausdruck bringen konnte, vereint sich gekonnt mit der Bereitschaft, das große schöpferische Erbe Diors mit Esprit und Modernität zu versehen und die Balance zwischen Beidem zu finden. Es scheint, dass Dior mit seiner Wahl des neuen Chefdesigners alles richtig gemacht hat. Auf weitere Kollektionen von Raf Simons für Dior kann man bei diesem Start mehr als gespannt sein.
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