Stefano Pilati absolvierte letzte Woche den ersten öffentlichen Termin nach seinem Abschied von YSL. Als Gast des jährlich vom „Institut Alliance Française“ in New York veranstalteten „Fashion Talks“ sprach er über seine Karriere, seine Zeit bei YSL und seine Modephilosophie. Etwas pikant: Die Podiums-Diskussion in der New Yorker „Florence Gould Hall“ war vorbereitet worden, als die Trennung von Label und Designer öffentlich noch nicht bekannt war. Zeitgleich war fast das gesamte YSL-Top-Management nach New York gereist – YSL hatte die Kostüme für die Oper „Manon“ entworfen, die am vergangenen Montag in der Metropolitan Opera Premiere hatte.
Pilati war nach Stationen bei Cerruti, Giorgio Armani und Prada im Jahr 2000 zu YSL gekommen, 2004 wurde er der Nachfolger Tom Fords als YSL-Kreativchef. Seine Kreationen knüpften an die ästhetische DNA des Hauses an und standen gleichzeitig für einen eigenständigen, oft avantgardistischen Design-Stil. Am 27. Februar 2012 verkündete YSL überraschend das Ende der sehr fruchtbaren Beziehung. Stefano Pilati machte damit den Weg für Hedi Slimane frei, der seine Karriere in den 1990er Jahren bei YSL begonnen hatte.
Designerisch-künstlerische Befreiung nach dem Tod von Saint Laurent
Details der Trennung von YSL ebenso wie Pilatis Zukunftspläne kamen im „Fashion Talk“ mit Pamela Golbin, der Chef-Kuratorin des Mode- und Textilmuseums im Pariser Louvre, allerdings nicht zur Sprache. Der Designer äußerte dazu lediglich, dass er sich derzeit glücklich fühle und keine Minute der YSL-Erfahrung – für ihn Zusammenarbeit und Ermutigung durch „erstaunliche Menschen“ – bereue. Umso intensiver sprach er über seine Karriere bei YSL, die fast „tragische“ Herausforderung durch Tom Fords Selbstbewusstsein – die er angenommen hatte – sowie die Präsenz der „Gottheit“ Yves Saint Laurent in den ersten Jahren, aber auch die designerisch-künstlerische Befreiung nach dem Tod des Label-Gründers 2008.
Tiefe Wurzeln in Yves Saint Laurents designerischem Erbe
Bewahren möchte sich Stefano Pilati in seiner Arbeit die Spontanität und den künstlerischen Instinkt, den Yves Saint Laurent sein Designer-Team gelehrt hat. Sich selbst beschrieb er als sehr „komplexen und leidenschaftlichen Designer“, der trotzdem mehr als einmal die Erfahrung machen musste, dass er sich mit einer Kollektion „selbst ausdrücken“ wollte und dann in den Archiven und der Arbeit Saint Laurents herausfand, dass der Meister ebendiese Expression schon vollendet hatte.
Als Inspirationsquellen für seine Arbeit nannte Pilati neben Yves Saint Laurent unter anderem Giorgio Armani, Miuccia Prada und die japanischen Avantgardisten – dass Rei Kawakubo in diesem Jahr den „International Award“ der CFDA erhält, ist für ihn „Gerechtigkeit im Leben“.
Stefano Pilatis aktuelles Fazit – wenn er sich demnächst nicht für einen lebenslangen Urlaub entscheidet, ist er sich sicher, über die Energie und Erfahrung zu verfügen, mindestens zu versuchen, etwas Relevantes zu tun – „etwas, was Menschen brauchen“.
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