Der italienische Designer Giambattista Valli wurde von der französischen Chambre Syndicale mit sofortiger Wirkung als Vollmitglied aufgenommen und damit als Vertreter der Haute Couture – der „hohen Schneiderkunst“ – bestätigt. Das Besondere daran: Valli zeigte bisher eine einzige Couture-Kollektion – die Chambre Syndicale hatte ihn im Juli 2011 als Gastmitglied zur Pariser Modewoche eingeladen. Eine derart schnelle Aufnahme in das exklusivste Mode-Gremium der Welt hat bisher mit Jean-Paul Gaultier nur ein einziger Designer gefunden.
Valli orientiert sich seit langem am Couture-Konzept
Zu den Pariser Couture-Schauen im Januar 2012 wird Giambattista Valli seine Kreationen zum ersten Mal als Couturier präsentieren. Der in einer Vatikan-Schule ausgebildete Römer begann sehr früh, sich für Modedesign zu interessieren. Ein PR-Job beim italienischen Modehaus Roberto Capucci trug ihm die Beförderung in die Design-Abteilung ein. Nach Engagements bei Fendi, Krizia und Ungaro gründete er 2005 sein eigenes Label.
Die Prêt-a-Porter-Kollektionen Vallis beinhalteten seit jeher zahlreiche Couture-Elemente und fokussierten sich meist auf Kreationen für den großen Auftritt ihrer Trägerinnen. In seiner Debüt-Kollektion für die Couture schickte er seine Models in sehr klassisch anmutenden Kreationen mit kunstvoll elaborierten Details auf den Laufsteg.
Exklusivität – mit hohem Kostenfaktor und Restriktionen
Mit der Ernennung zum Vollmitglied der Chambre Syndicale kommen auf Giambattista Valli allerdings auch neue Verpflichtungen und Kosten zu. Als Grand Couturier muss er beispielsweise ganzjährig ein Atelier mit mindestens 15 angestellten Näherinnen unterhalten, sein Label von Paris aus führen und während der Pariser Modewochen Kollektionen mit mindesten 35 sogenannte Passagen – also handgenähte Komplett-Outfits mit Unikat-Charakter – präsentieren.
In diesen Auflagen liegt durchaus ein Dilemma der heutigen Haute Couture. Nur wenige Designer können oder wollen sich diesen Aufwand leisten und die teils recht restriktiven Auflagen erfüllen.
Der New Yorker Design-Star Marc Jacobs äußerte sich dazu kürzlich in einem Interview für die US-amerikanische „Vogue“ – aus seiner Sicht ist die Welt der Haute Couture „archaisch“ und kommt der Arbeit für ein exklusives, jedoch sehr kleines Publikum sowie die Kritiker und Fotografen der großen Fashion-Magazine gleich.
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