Haider Ackermann, der französische Designer mit kolumbianischen Wurzeln, gehörte bei der gerade zu Ende gegangenen Pariser Modewoche zu den Stars und präsentierte dort eine der schönsten Kollektionen des gesamten Modeherbstes 2011 – luxuriös, elegant und implizit durch die Reisen und Ethno-Affinitäten des Designers inspiriert.
Ackermann gehört heute in Frankreich und weltweit zu den gefragtesten Kreativen der Modebranche. Paris als Mode-Hauptstadt hofft, dass sie den Kosmopoliten dauerhaft an sich binden kann – das Problem der Franzosen: Zwar konzentrieren sich in der Stadt die global wichtigsten und luxuriösesten Labels, jedoch fehlt der französischen Couture zunehmend die Vision. Die kreativen Impulse der Brache stammen aus New York, London, Skandinavien oder auch Berlin, selbst die Star-Designer vieler großer Marken – Chanel, Louis Vuitton, Givenchy und andere – kommen überwiegend nicht aus Frankreich.
Ackermanns Name fällt inzwischen bei fast allen gerade offenen Personalien der Pariser Modeszene – zuletzt wurde er als einer der Favoriten für die Nachfolge John Gallianos bei Dior gehandelt. Karl Lagerfeld ließ verlauten, dass er sich Haider Ackermann – irgendwann einmal – als seinen Nachfolger als Chanel-Chefdesigner vorstellten könnte. Der 40-jährige hat sich bisher nicht entschieden – er pendelt zwischen seinen Studios in Antwerpen und Paris und konzentriert sich auf seine unabhängigen Projekte.
Geschichtenerzähler und Suchender
Die Bindung an eines der großen Häuser passt zum Arbeits- und Lebensmodell von Haider Ackermann vermutlich nur bedingt. Seine Arbeit orientiert sich nicht am Markt, an Trends oder gesellschaftlichen Konventionen, sondern vor allem an sich selbst – er versteht sein Leben und seine Arbeit als ein „Buch“, dessen Kapitel er langsam schreibe und vollende. Auch seine Mode ist vor allem eine Story – die Geschichte einer Frau, in der sich in jeder Saison und Kollektion eine neue Facette zeigt. Über seine Mode sagte Haider Ackermann der „Zeit“ in einem Interview, dass sie kein Statement, sondern eine Suche sei.
Durch viele Wertungen von Medien und Branche sah er seine Arbeiten daher falsch interpretiert – beispielsweise wurde oft über ihn gesagt, dass er Frauen durch seine Modelle zu „globalen Nomadinnen“ oder „Ritterinnen“ machen wolle – er sei jedoch auf der Suche nach der Frau hinter seinen Entwürfen, in seiner Arbeit wolle er sie verstehen und diesen Prozess erzählen.
Afrika, Belgien, Paris
Geboren wurde Haider Ackermann 1971 in Kolumbien. Als Kind reiste er mit seinen französischen Adoptiveltern durch Afrika, lebte in Algerien, Äthiopien und dem Tschad. Die Erinnerung an die afrikanischen Frauen, die Stoffe, Bilder, das Licht dieser Länder prägen bis heute seine Arbeit. Modedesign studierte er im belgischen Antwerpen, seit 2002 präsentiert er seine Arbeiten auch in Paris.
Dieses beschrieb er als einen „mentalen Ort“, an dem er darüber nachdenken kann, wie er sich ausdrücken möchte. Und – auch an Paris bindet ihn das besondere Licht. Allerdings vermisse er manchmal das etwas dekadente Paris des 20. Jahrhunderts, das heutige Paris sei aus seiner Sicht nicht mehr glamourös, sondern im Fluss – eine Station für Reisende, wie alle Metropolen.
Kommentiere als erstes!