Miles Socha vom US-amerikanischen Branchendienst „Women´s Wear Daily“ ist bekannt für die Zuverlässigkeit seiner Informationen – zur John Galliano-Nachfolge bei Dior meldete er gestern, dass sich die Verhandlungen des Labels und des Mutterhauses LVMH mit den Anwälten des Design-Stars Marc Jacobs in der Endrunde befänden und der Vertrag möglicherweise noch in dieser Woche spruchreif wird. Marc Jacobs selbst ist dabei nicht präsent, sondern arbeitet in New York an seiner Damenkollektion für die Frühjahrs- und Sommersaison 2012, die er am 12. September zur New York Fashion Week zeigen wird. Socha bestätigte gleichzeitig frühere Gerüchte, dass LVMH-Chef Bernard Arnaud das hochkarätige Engagement persönlich mit Marc Jacobs vorbereitet hat.
Bill Gaytten – die „kleine Lösung“ – ist passé
Weder Arnaud noch das Dior-Management haben sich bisher zur Galliano-Nachfolge öffentlich geäußert. Nachdem der frühere Galliano-Assistent Bill Gaytten nach seiner Kollektion für die Haute Couture-Woche in Paris auch die Prêt-à-porter-Entwürfe Diors für die Schauen im Oktober übernommen hat, hielten Branchen-Insider nach der Star-Ära des John Galliano bereits eine „kleine Lösung“ für wahrscheinlich, wenn auch nicht unbedingt zum Dior-Image passend. Erste Kommentare zu der erwarteten Liaison von Dior und Marc Jacobs konzentrierten sich jetzt auf die große Chance für beide Seiten.
Die Neuerfindung des Marc Jacobs
Marc Jacobs müsse sich in der Position als Dior-Chefdesigner nochmals neu erfinden: Während er in den 14 Jahren als Kreativ-Chef des LVHM-Labels Louis Vuitton dem Modehaus überhaupt erst eine Marketing-Reputation verschaffte, trifft Jacobs bei Dior auf ein historisches Koordinatensystem, das er bei zukünftigen Kollektionen mitzudenken hat. Zudem bewegt er sich in Zukunft nicht mehr in einer Prêt-à-porter-Welt, sondern einem expliziten Haute Couture-Universum und muss die etablierte Marke Dior von dieser Seite her entwickeln. Gleichzeitig sei das Haus Dior unter John Galliano deutlich unter seinem Umsatzpotenzial geblieben – Marc Jacobs auf der Dior-Position gilt daher nicht nur als hochkarätige Designer-Option, sondern ebenso als wichtiger Marketing-Faktor für das Unternehmen.
Phoebe Philo – Jacobs-Nachfolgerin bei Louis Vuitton?
Die Realisierung des Konzepts „Marc Jacobs für Dior“ bedeutet möglicherweise auch eine Verjüngungskur für Louis Vuitton. Jedenfalls ist als Jacobs-Nachfolgerin bei diesem Label – ebenfalls laut Socha – die 1973 geborene, britische Designerin Phoebe Philo im Gespräch. Philo arbeitete von 2001 bis 2006 als Nachfolgerin Stella McCartneys zunächst für Chloé. Seit ihrer Rückkehr aus einer Familienpause 2009 entwickelte sie die LVHM-Marke Céline zu einer der begehrtesten und wachstumsträchtigsten Couture-Labels. Zugeschrieben wird ihr außerdem das Revival des Neo-Minimalismus, der bereits seit einigen Saisons im Kommen ist. Ob das LVHM-Management und Phoebe Philo selbst dabei ein Doppel-Engagement bei Céline und Louis Vuitton ins Auge fassen, wie derzeit noch berichtet wird, bleibt abzuwarten.
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