Marlene Dietrich – zusammen mit Romy Schneider und Hildegard Knef eine der wichtigsten und international bekanntesten deutschen Filmlegenden – wäre heute 110 Jahre alt geworden. Sie gilt nicht nur als eine der wichtigsten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts, sondern auch als Stil-Ikone, deren Fashion-Inszenierung zeitgenössische Mode- und Frauenbilder revolutionierte und bis heute nachwirkt.
Marlene Dietrich verkörperte mit ihrer Persönlichkeit und mit ihrem oft androgynen Stil Emanzipation und Unabhängigkeit in einer Zeit, in der von Frauen meist erwartet wurde, einem explizit weiblichen Idealbild zu entsprechen und dieses durch ihre Kleiderwahl zu unterstreichen. Ebenso wie die ersten „modernen“ Designerinnen der 1920er und 1930er Jahre – etwa Coco Chanel oder Elsa Schiaparelli – verweigerte sie sich diesem Leitbild und liebte es stattdessen, mit vorgegebenen Geschlechterrollen zu spielen. Ihr Hosenanzug-Auftritt im Hollywood-Film „Marokko“ (1930) sorgte seinerzeit für einen handfesten Skandal – und dafür, dass Hosen in die Damen-Mode Einzug hielten und ihren endgültigen Durchbruch in den 1960er Jahren erlebten.
Marlene selbst bewegte sich im Herren-Anzug mit Zylinder ebenso selbstbewusst und souverän wie in eleganten Abendroben oder Bühnenoutfits. Eines ihrer „Markenzeichen“ war eine scheinbar unterkühlte und oft „maskulin“ geprägte Eleganz, die ein neues Rollen-Modell für „Femininität“ kreierte.
Bühnen-Outfits – als „Sensation“ entworfen
Geboren wurde Marlene Dietrich am 27. Dezember 1901 in Schöneberg – damals noch bei Berlin. Eigentlich wollte sie nicht Schauspielerin, sondern Musikerin werden, brach eine 1918 begonnene Ausbildung zur Konzert-Geigerin jedoch ab und wandte sich dem Theater zu, das jedoch eine Zwischenstation bleiben sollte. In den 1920er Jahren – noch in der Stummfilmzeit – wurde sie zu einem Star des deutschen Films. Der internationale Durchbruch gelang ihr 1930 durch die Hauptrolle in Josef von Sternbergs Film „Der blaue Engel“. Ebenfalls mit von Sternberg ging sie wenig später in die USA.
Bereits ihr erster Hollywood-Film – „Marokko“ – trug ihr dort eine Oscar-Nominierung ein. Nach den Weltkriegsjahren und ihrem Engagement als künstlerische Truppen-Betreuerin der US-Armee stand Marlene Dietrich in heute ikonischen Charakterrollen vor der Kamera – etwa als „Zeugin der Anklage“ (1957), im „Urteil von Nürnberg“ (1961) oder in ihrem letzten Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ (1978). Vor allem jedoch profilierte sie sich als weltweit gefeierte Chanson-Sängerin. Fashion-Reminiszenzen gab es auch hier – „die Dietrich“ entwarf zusammen mit in ihrer Zeit berühmten Kostüm-Designern und mit Detailbesessenheit ihre Bühnen-Outfits selbst. In einem Interview fand sie, dass sie nicht singen könne – also müsse das, was sie bei einem Auftritt trage, „eine Sensation“ sein.
Mainz – Satire-Stern für Marlene Dietrich zum 20. Todestag
1978 zog sich Marlene Dietrich aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr Refugium in ihrer Pariser Wohnung – in der sie in ihren letzten Lebensjahren niemand mehr besuchen durfte – ist legendär. Am 26. Mai 1992 starb sie in Paris, beigesetzt wurde sie auf dem Friedhof in der Berliner Stubenrauchstraße neben ihrer Mutter.
Das offizielle Deutschland und die Stadt Berlin taten sich – anders als Frankreich und die USA – mit der Person und dem künstlerischen Erbe Marlene Dietrichs bis in den Anfang der 2000er Jahre schwer. Heute allerdings erinnert an sie nicht nur ein Star auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood, sondern auch ihr Stern auf dem Berliner „Boulevard der Stars“. Die Stadt Mainz ehrt sie am 6. Mai 2012 – zu ihrem 20. Todestag – mit einem Stern auf dem „Walk of Fame der Satire“. Die Ehrung wäre vermutlich durchaus in ihrem Sinn.
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