Auf den internationalen Fashion Weeks von Berlin bis Paris werden nicht nur die Kleider-Trends für die nächste Saison präsentiert und an die Modebranche „durchgegeben“ – ebenso wichtig sind die Styling-Konzepte, die bei den Runway-Shows zu sehen sind. Zwar hat das Styling der Models für die Defilees auch einen Kunst-Aspekt – ein ästhetisch abgestimmtes Ganzes aus Kollektion, Make-Up und Hair Art, in vielen Fällen auch eine immanente Botschaft – vieles davon ist nicht alltagstauglich und will dies auch nicht sein. Trotzdem werden uns die Basis-Looks der Fashion Weeks demnächst auch auf den Cover-Seiten der alltäglicheren Modemagazine, in Parfümerien, Friseursalons und Street Styles begegnen.
Während der Modewoche in Paris zeichneten sich für Styling, Frisuren und Make-Up zwei Haupttendenzen ab – die eine gibt sich feminin und sehr natürlich, die zweite repräsentiert sehr offensiv und kreativ den in der Fashion-Szene derzeit angesagten Retro-Trend.
Make Up: Viele Labels setzen auf Natürlichkeit
Eine der schönsten und fragilsten Styling-Ideen der Pariser Modewoche kam von Chanel – schimmernde Perlen schmückten nicht nur das Haar der Models, sondern wurden auch als zarte Applikationen auf der Haut getragen. Exklusiv für die Chanel-Show entwickelte Peter Philips – der Kreativ-Direktor des Hauses – sogar einen eigenen Perlmutt-Nagellack. Das Make-Up dazu wurde sehr dezent aufgetragen: Nur leicht betonte Augen mit einem Hauch von Eye Shadow in Weiss, Rosé und Perle, das Gesicht in Nude, dazu etwas Lipgloss in Rosé-Tönen. Auch Sarah Burton setzte beim Styling ihrer Models auf Natürlichkeit – intensive Gesichter mit Alabaster-Teint und nur sparsam geschminkten Augen unterstrichen den Avantgarde-Spirit ihrer Kollektion. Als Vertreter der „neuen Natürlichkeit“ als wichtiger Make Up-Trend für das nächste Jahr präsentierten sich – stellvertretend für viele andere – auch Elie Saab, Alexis Mabille oder Dries Van Noten.
Kontrastreicher und deutlich farbenintensiver präsentierten sich dagegen die Vertreterinnen des neuen Retro-Styles. YSL-Visagistin Pat McGrath zeigte in ihrem Styling-Programm „Modern Eccentric“ – mit „Smokey Eyes“ und blutroten Lippen sehr deutliche Reminiszenzen an die 1920er Jahre, die Models von Marc Jacobs, Dior und zahlreichen anderen Labels waren im Stil der 1950er und 1960er Jahre gestylt, Givenchys Runway-Show bot „visagistisch“ einen inspirierten Hippie-Look.
Hair Art: Flechten, Tollen, strenge Seitenscheitel
Auch die Frisuren-Trends in Paris bewegten sich – einmal abgesehen von avantgardistischen Show-Kreationen, etwa bei Yoshi Yamamoto – zwischen Natürlichkeit und „Stilgeschichte. Letztere knüpfte oft an die französische Mode der 1930er und 1940er Jahre an – etwa bei Limi Feu, Vionnet oder Emanuel Ungaro. Daneben gab es zahlreiche äußerst kreative Looks mit aufgesteckten Haaren, teils als sehr kunstvolle Flechtgebilde, teil mit Nackenknoten. Haider Ackermanns Models erschienen als Edel-Punkerinnen, die Mademoiselles von Jean Paul Gaultier im „New Burlesque Look“ mit Haartollen im 1940er Jahre-Stil und Chignon (vulgo: Dutt). In die Alltagswelten der Friseursalons dürfte es vor allem einer der neuen Pariser Stil-Trends schaffen: Ein strenger Seitenscheitel, der bei sehr vielen Defilees und sowohl bei langen als auch kurzen Haaren eine prominente Rolle spielte.
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