Interessanterweise sind – vielleicht mit Ausnahme von Berlin – die internationalen Fashion Weeks und damit das weltweite Designer-Ranking auch heute noch weitgehend männlich dominiert. Ihren Platz in der Premium-Liga der Branche behaupten nur einige wenige kreative Frauen – dauerhaft in den Lifestyle- und Fashion-Medien präsent sind vor allem Stella McCartney, Donatella Versace oder Vivienne Westwood.
Gestern Abend und heute Morgen präsentierten zur London Fashion Week zwei der kreativsten und originellsten Designerinnen Großbritanniens ihre Herbst-Winterkollektionen 2012 – Sarah Burton für McQ Alexander McQueen sowie die in Griechenland geborene Mary Katrantzou.
Sarah Burton – Hommage an Alexander McQueen und Großbritannien
Für McQ war die Runway-Show am Montagabend eine fulminante Premiere – die bereits 2005 gegründete Marke war zum ersten Mal auf einer Fashion Week präsent. Die britischen Mode-Kritiker zeigten sich im Anschluss an die Schau begeistert und bezeichneten die Kollektion als eine „Love Story“ der Designerin, die den Mai 2010 verstorbenen Label-Gründer ebenso einschließt wie den großartigen Mode-Stil Großbritanniens – von Military-Looks bis zu großen Abendroben.
Tatsächlich gaben sich Burtons Entwürfe nicht nur ausgesprochen britisch, sondern lieferten auch zahlreiche historische Zitate. Ensembles aus Nappa-Leder, Militärmäntel sowie entsprechende Kleider und Kostüme erinnerten an den letzten Weltkrieg, New-Look-Kleider an die 1950er Jahre und die ersten öffentlichen Auftritte der jungen Queen, wieder andere Outfits an das „Swinging London“ der 1960er Jahre. Zum Abschluss ihrer Show präsentierte das bereits 48-jährige Star-Model Kirsten McMenamy ein weißes Kleid mit filigranen Stickereien, das der royalen Hochzeitsrobe nachempfunden war. Dem künstlerisch definierten Avantgarde-Konzept Alexander McQueens blieb Sarah Burton sowohl in ihren Entwürfen als auch in der Inszenierung ihrer Models in einer Herbstkulisse treu.
Mary Katrantzou – Prints, Performance und Victoriana
Mary Katrantzou absolvierte ihre Design-Ausbildung an der US-amerikanischen Rhode Island School of Design und in der Londoner Designer-Schmiede Central Saint Martins. Im Fashion-Universum Großbritanniens steht sie – ebenso wie Sarah Burton – für ein Avantgarde-Konzept, mit dem sie darauf abzielt, „Schönheit durch Design zu filtern“. Die Inszenierung ihrer Kreationen bewegt sich auf der Grenzlinie zwischen Runway-Show und Kunst-Performance, Inspirationen für ihre Arbeit – nicht zuletzt für opulente Prints als einem ihrer Markenzeichen – stammen oft aus der digitalen Welt.
Zur London Fashion Week zeigte sie eine sehr intensive und farbenfrohe Kollektion mit weniger „skulpturalen“ Formen als viele ihrer früheren Modelinien. Ihre Beschreibung der Inspirationsquellen für die Kollektion – die sich dann in der Runway-Performance wiederfanden – klang allerdings etwas kryptisch: „Immer noch das Leben, die Bleistift-Box und eine Victoriana-Schreibmaschine“.
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