Die italienische Designerin Miuccia Prada ist die vielleicht spannendste Protagonistin der internationalen High-Fashion-Szene. Sie gilt weltweit als eine der erfolgreichsten und kreativsten Designerinnen überhaupt und ist eine der sehr wenigen Frauen, die sich dauerhaft in der Premium-Liga der Couture behauptet haben.
Geboren wurde Miuccia Prada am 10. Mai 1949 in Mailand. Die Karriere als Designerin war in ihrem Fall absolut nicht vorgezeichnet. Zwar besaß die Familie Prada ein Geschäft für exklusive Lederwaren, das von Großvater Mario Prada im Jahr 1913 gegründet worden war. Der Familienpatriarch war allerdings der Meinung, dass Frauen in der Geschäftswelt nichts zu suchen haben und verbot den weiblichen Familienmitgliedern sogar das Betreten seines Leder-Ladens. Als Ironie des Schicksals erwies sich später, dass ausgerechnet seine Schwiegertochter Luisa – Miuccias Mutter die geeignetste Person in der Familie für die Weiterführung der Geschäfte war.
Politikwissenschaftlerin, Pantomimin, Feministin
Miuccia Pradas frühes Verhältnis zur Mode war durch Rebellion geprägt – dem katholischen Konservatismus von Luisa setzte sie ihre eigenen Fashion-Statements durch Looks von Yves Saint Laurent, Pierre Cardin sowie Outfits aus dem „Swinging London“ jener Zeit entgegen. Die Rolle intensiver Prints und Farben in Miuccia Pradas späteren Kreationen kann durchaus als eine Reflexion dieses modischen Protests gewertet werden. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften, das sie mit einem Doktor-Titel abschloss, absolvierte sie eine fünfjährige Pantomimen- und Schauspiel-Ausbildung am Mailänder Piccolo Teatro. Im Mailand der 1970er Jahre war sie außerdem als aktives Mitglied der Kommunistischen Partei und engagierte Frauenrechtlerin bekannt.
Der Übernahme des Familienbetriebes im Jahre 1978 stand Miuccia Prada eher skeptisch gegenüber. In einem späteren Interview bekannte sie, dass sie Mode zu dieser Zeit eher für albern und frivol hielt. Als Designerin hatte sie sich selber nie gesehen – bis sie herausfand, dass sie eine war. Wichtige Impulse dafür erhielt sie von ihrem späteren Ehemann Patrizio Bertelli, der seinerzeit in der Toskana eine Lederwaren-Fabrik betrieb, bald zu ihrem wichtigsten Mentor wurde und heute der CEO von Prada ist.
Prada – vom Familienunternehmen zur globalen Luxus-Marke
Mit ihrem untrüglichen Instinkt für Mode entwickelte Miuccia Prada das fast bedeutungslose Familienunternehmen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zur globalen Marke. Ihre erste Prêt-a-Porter-Linie präsentierte sie 1985 zur Milano Fashion Week. 1992 folgten die Gründung der jüngeren Zweitlinie „Miu Miu“, das übrigens unter dem Spitznamen der Designerin firmiert, sowie 1998 der Start von „Prada Sport“. In den 2000er Jahren hat Miuccia Prada ihr Fashion-Imperium durch Düfte, Beauty-Linien und Accessoires sowie gezielte Zukäufe – unter anderem der Marken „Jil Sander“ und „Helmut Lang“ – kontinuierlich erweitert. Ihr weltweites Boutiquen-Netz umfasst rund 250 Stores in 65 Ländern.
Miuccia Pradas Design changiert zwischen Minimalismus, „coolem“ Understatement und komfortablem Luxus. Von Trends hält sie bis heute nichts – spannend findet sie dagegen die sehr intime Rolle, die Mode im Leben ihrer Trägerinnen spielt.
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