Der italienische Modeschöpfer Gianni Versace wäre heute 65 Jahre alt geworden. Geboren wurde das Fashion-Genie am 2. Dezember 1948 in Reggio Calabria, am 15. Juli 1997 fiel er in Miami Beach einem Attentat zum Opfer.
Mit der Schneiderkunst Italiens kam Gianni Versace früh in Berührung – seine Mutter betrieb eine Schneiderwerkstatt, in der er mitarbeitete und so sein Architekturstudium finanzierte. Auch nach Abschluss seiner Studien blieb er dem Familienunternehmen zunächst für einige Zeit als Stoffeinkäufer treu.
In diesen Jahren perfektionierte Gianni Versace nicht nur sein handwerkliches Können und sein Gefühl für edles Material, sondern knüpfte auch zahlreiche Kontakte in die italienische Mode-Szene.
Von der Familienschneiderei zum Luxus-Label
Seit 1968 arbeitete Gianni Versace als freier Mode-Designer für die großen italienischen Fashion-Labels. 1972 zog er nach Mailand. Der USA-Erfolg einer Lederwaren-Kollektion für das Modehaus „Complice“ sorgte bald dafür, dass man den Namen Versace auch außerhalb Italiens kannte. 1978 folgte – zusammen mit Bruder Santo und ebenfalls in Mailand – die Gründung der „Gianni Versace S. p. A“. Auch Donatella Versace, die seit Giannis Tod das Haus „Versace“ erfolgreich führt und heute selbst eine der weltweit begehrtesten Designerinnen ist, war von Anfang an mit im Boot – zunächst vor allem als Muse und Kritikerin ihres kreativen Bruders.
Die Unternehmensgründung markierte den Startpunkt einer inzwischen über 30-jährigen Erfolgsgeschichte. Bereits die ersten „Versace“-Kollektionen repräsentierten den typischen Stil des Labels – farbig, opulent, lasziv und manchmal sehr gewagt. Typisch für die Kreationen Gianni Versaces waren nicht zuletzt ungewöhnliche Material-Kombinationen: Seide traf bei ihm auf Jute, Leder auf feinen Crêpe de Chine, Denim – bisher an die Subkultur gebunden – fand durch ihn den Weg in exklusivere Mode-Sphären. Kritiker und Kollegen verrissen anfangs seine Arbeit als „vulgär“ – das Fashion-Publikum dagegen war begeistert. Gianni wurde zum Star-Designer der Celebrities der 1980er und 1990er Jahre, zu seinen Kunden und oft auch seinen privaten Freunden gehörten unter anderem Prinzessin Diana und Madonna, Sting, Elton John und Michael Jackson.
Verortung im Grenzbereich von Kunst und Mode
Seit Beginn der 1980er Jahre entwarf Gianni Versace außerdem die Bühnenkostüme für zahlreiche hochkarätige Inszenierungen in Theater, Oper und Ballett. Gleichzeitig wurde seine Mode selbst zum Kunstobjekt, das Londoner „Victoria and Albert“-Museum widmete ihm als erstem Modeschöpfer überhaupt eine eigene Werkschau und schickte 2002 eine Retrospektive seiner Kreationen auf die Reise in verschiedene globale Metropolen.
Gianni Versace selbst verortete die Inszenierung seiner Mode zunehmend im Grenzbereich zwischen Kunst und Fashion sowie als ästhetische-künstlerische Projektionsfläche für seine – offen, jedoch diskret gelebte – Homosexualität. In seinem Buch „Mann ohne Krawatte“ beschrieb er sein an der griechisch-römischen Antike angelehntes, männlich dominiertes Schönheitsideal. Auch das Medusenhaupt als „Versace“-Logo lässt sich in diesem Kontext lesen.
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