Korsette, eine hochgeschnürte Brust, ein stark betontes Hinterteil und bodenlange Röcke – Coco Chanel fand die Mode der vorletzten Jahrhundertwende eigentlich nur hässlich. Ihr Start als Modeschöpferin leitete eine Revolution in der Damenmode ein: Kein Korsett, kein Fischbein – stattdessen entwarf sie knielange Kleider aus weichen Stoffen, plädierte für farbliche und formale Reduktion zugunsten der Individualität der Trägerin und wurde zur Erfinderin des Modeschmucks.
Ihr berühmtes und bis heute weltweit meistverkauftes Parfüm „Chanel No. 5“ reproduzierte keine Blumendüfte, sondern mit seiner damals für Damenparfums neuen Aldehyd-Komposition „den Duft der Frauen“.
Innovative Mode und ein unkonventionelles Leben
Coco Chanel stand zeitlebens für innovative Mode – das „kleine Schwarze“ stammt ebenso aus ihrem Atelier wie die bis heute immer wieder neu aufgelegten Tweed-Kostüme ihrer Nachkriegs-Kreationen. Letztere waren ihre Antwort auf den „New Look“ von Christian Dior und anderen Modeschöpfern, in dem sie ein altes – und verhasstes – Frauenbild revitalisiert sah. Ebenso unkonventionell wie ihre Mode war ihr persönlicher Lebensentwurf einer finanziell unabhängigen und berufstätigen Frau zu einer Zeit, in der die meisten Frauen ihre Lebensaufgabe in Ehe und Familie sahen. Coco Chanel hat nie geheiratet und blieb kinderlos. Dafür war sie den Großen ihrer Zeit freundschaftlich, intellektuell und auch in diversen Liebesbeziehungen verbunden.
Vom Waisenhauszögling zur Mode-Ikone
Gabrielle Chanel wurde am 19. August 1883 als zunächst uneheliches Kind des Straßenhändlers Albert Chanel und der Jeanne Devolle in Saumur geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter gab Albert die 12-jährige Gabrielle ins Waisenhaus – von ihrem Vater hat sie nie wieder etwas gehört. Bei den Nonnen des katholischen Klosters Aubazine erhielt sie eine Schulausbildung und lernte den Beruf der Näherin. Mit 20 Jahren arbeitete sie in einem Strickwarenunternehmen und nahm private Schneideraufträge an. Der Name „Coco“ stammt wahrscheinlich aus einem Zwischenspiel als Varieté-Sängerin.
Kreativ bis zum Schluß
1910 eröffnete sie mit Hilfe ihres Lebensgefährten Arthur Capel ihre erste Boutique „Chanel Modes“ in der Pariser Rue Cambon 21 und startete damit eine Erfolgsgeschichte, die sie zu DER Modeschöpferin des 20. Jahrhunderts werden ließ. In den Kriegs- und den ersten Nachkriegsjahren zog sich Coco Chanel zunächst aus dem Modegeschäft zurück, feierte aber bereits 1947 ihr kreatives Comeback und eröffnete 1954 – inzwischen 71-jährig – wieder ihre Boutique in der Rue Cambon. Als sie am 10. Januar 1971 in ihrer Suite im Hotel Ritz starb, waren ihre letzten Worte: „Sehen Sie, so ist das, wenn man stirbt.“ An einer neuen Kollektion gearbeitet hatte sie bis ganz zuletzt.
Für die Mode von Chanel steht seit 1983 der inzwischen selbst ikonenhafte Karl Lagerfeld. Seine letzte große Mode-Inszenierung zu den Pariser Haute Couture-Schauen im Juli war eine Hommage an die große Coco Chanel.
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