Dior ist nach wie vor auf der Suche nach einem neuen Chef-Designer. Nachdem sich das Luxus-Label im Februar von seinem bisherigen Kreativ-Direktor John Galliano wegen dessen antisemitischer Pöbeleien trennte, kündigte Dior-Chef Sydney Toledano zwar an, dass man sich mit einer Nachfolgeregelung sehr viel Zeit lassen wolle. Spätestens Anfang Juli zur Couture-Woche in Paris wurde jedoch deutlich, dass eine Neubesetzung des vakanten Postens relativ dringlich ist. Der Dior-Part des hochkarätigen Events wurde durch den früheren Galliano-Mitarbeiter und heutigen Kreativ-Chef des Labels „John Galliano“ Bill Gaytten entworfen und präsentiert – nach Branchenmeinung fehlte dabei deutlich ein kreatives Zentrum, die Kollektion bot „exzellentes Handwerk ohne roten Faden“.
Nach Riccardo Tisci von Givenchy, dem Kolumbianer Haider Ackermann und zuletzt dem begnadeten Azzedine Alaia scheint jetzt auch der US-amerikanische Star-Designer Marc Jacobs in das Blickfeld von Dior und dem Mutterkonzern LVMH gerückt zu sein. Angeblich ist Bernard Arnault, der Vorstandschef der LVMH, sogar direkt involviert.
Marc Jacobs – Wunschkandidat von Bernard Arnault
Das neue Gerücht um die Galliano-Nachfolge wurde durch das brasilianische Online-Portal „Glamurama“ in die Welt gesetzt. Die Brasilianer beriefen sich dabei auf Quellen, die Arnault persönlich nahestehen. Demnach soll es in den letzten Wochen einige Treffen zwischen Arnault und Jacobs gegeben haben, um Einzelheiten zu besprechen. Medienberichten zufolge äußerte sich Arnault sehr deutlich: Marc Jacobs‘ Status in der Designerszene und der Öffentlichkeit insgesamt könnten das angekratzte Dior-Image nach dem Galliano-Skandal revitalisieren. Wenn die Meldung stimmt, wäre es das erste Mal, dass Arnault – übrigens der reichste Europäer – direkt zur Galliano-Nachfolge Stellung genommen hat.
Louis Vuitton-Engagement spricht gegen einen schnellen Wechsel
Eine offizielle Bestätigung der Gerüchte steht bisher aus. Der geniale und dabei pragmatische – was auch heißt: Marketing-kompatible – Marc Jacobs käme sicher dem neuen Trend der Couture zu weniger „Star-Kult“ und größerer Einbindung der kreativen Köpfe in die Gesamtstruktur der Labels weit entgegen. Fraglich scheint eine schnelle Zusage von Marc Jacobs derzeit jedoch wegen seines erst zum Jahresanfang verlängerten Vertrages mit Luis Vuitton. Theoretisch wäre zwar auch die kreative Leitung beider Häuser möglich – in der Praxis jedoch extrem unwahrscheinlich.
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