Yves Saint Laurent wäre heute 75 Jahre alt geworden. Der französische Designer und Couturier starb am 1. Juni 2008 in Paris an einem Gehirntumor. Er gehörte zu jener Spitzenliga, die seit den 1950er Jahren die Idee der Haute Couture, wie wir sie heute kennen, definierte. Mit seiner 1966 in Paris eröffneten „Rive Gauche Boutique“ wurde Yves Saint Laurent gleichzeitig zum Pionier der Prêt-à-porter-Mode, die bis dahin nicht als Betätigungsfeld eines Couturiers gesehen wurde. Als seine Asche im Rosengarten seiner Villa in Marrakesch, dem berühmten Jardin Majorelle, verstreut wurde, trauerten Designer-Kollegen, Models und andere Freunde und Vertraute aus Mode und Kunst nicht nur um einen weltbekannten Designer, sondern um einen engen Freund und Weggefährten.
Yves Saint Laurent versus Karl Lagerfeld
Yves Saint Laurent kam als 17-jähriger aus dem algerischen Oran nach Paris, eine Ausbildung zum Modezeichner zu absolvieren. Nachdem er mit der Ausbildung an der renommierten Schule der „Chambre Syndicale“ dem heiligen Gral der Pariser Couture schon recht nah gekommen war, gewann er 1954 einen Design-Preis des Internationalen Wollsekretariats. Das Magazin „Vogue“ publizierte die Entwürfe für ein Cocktailkleid und stellte den Kontakt zu Christian Dior her.
Nach dreijähriger Arbeit unter Dior übernahm Saint Laurent nach dessen Tod 1957 die kreative Leitung des Labels. Im gleichen Wettbewerb gewann auch Karl Lagerfeld – damals 21 – einen Preis für seine Mantelkreationen. Die Konkurrenz der beiden Stars war auch in späteren Jahren ein offenes Geheimnis – ob lebenslange Rivalität oder vor allem künstlerischer Respekt dahinter stand, kann heute nur noch Karl Lagerfeld beantworten.
Yves Saint Laurent – der Unkonventionelle
Nach dem Weggang von Dior gründete Yves Saint Laurent 1961 mit seinem langjährigen Lebensgefährten Pierre Bergé sein Label „Yves Saint Laurent Couture“. Nachdem er bereits bei Dior mit seiner Kollektion „Ligne Trapèze“ einen neuen globalen Modetrend formuliert hatte, stand das Haus „Yves Saint Laurent“ in den folgenden Jahrzehnte dauerhaft für Innovation und für ein neues – selbstbewusstes und oft etwas androgynes – Frauenbild. Durch Saint Laurent etablierte sich der Hosenanzug in der Damenmode. Schwarz und/oder Transparent galt in den 1960er Jahren noch als skandalös und gleichzeitig – in seiner Interpretation – als exklusive Inszenierung des Pariser Chic.
Bei ihm gab es Beatnik- und Safari-Kollektionen sowie Folklore-Linien lange vor den ersten Ethno-Trends. Dabei blieb Mode von „Yves Saint Laurent Couture“ immer tragbar und wurde durch die Prêt-à-porter-Linien auch außerhalb der eigentlichen Couture schnell populär. Der Duft des Hauses – „Opium“ – ist neben Diors „Chanel No. 5“ seit 1977 eines der weltweit erfolgreichsten Parfüms.
Saint Laurent und seine Musen
Wer von Yves Saint Laurent spricht, trifft auch auf seine „Musen“. Über lange Jahre war es die französische Schauspielerin Catherine Deneuve, mit der ihn von der ersten Begegnung 1966 – am Filmset von „Belle de Jour“ – bis zu seinem Tod eine enge Freundschaft verband. Laetitia Casta, ein „Saint Laurent“-Model, war nach eigenem Bekunden seine „letzte Inspiration“. Er sah sie nicht als Model, sondern als Schauspielerin. Laeticia Casta ist heute eine erfolgreiche Aktrice.
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