Wir kommunizieren über Zeichen und Bilder. Mit der Mode, die wir tragen, geben wir – oft auch unbewusst – Statements darüber ab, wer wir sind und wie wir uns in einer Gruppe und in der Gesellschaft verorten. Gewöhnt sind wir heute und in unserem kulturellen und politischen Raum an ein individualistisches Anything-Goes, das wenig Möglichkeiten zur Opposition oder Provokation über Mode und persönlichen Stil offen lässt und zwischen Trendsetting und dessen Integration in den Mainstream changiert.
Die Subversion des modischen Images
Vor weniger als 50 Jahren – in den früheren Ostblock-Staaten bis zum Zusammenbruch ihrer autoritären Systeme – war das anders. Die Frau im Minirock, der Hippie oder schlicht der Jeansträger waren eine Provokation, die von Sittenwächtern und Gesellschaft blitzschnell begriffen und mit Restriktionen beantwortet wurde. Die Magie der „68er“-Bewegung oder von Woodstock stellt sich bis heute nicht nur über Musik, das plötzliche „Laissez faire“ oder den politischen Forderungskatalog her, sondern ist – vielleicht in der Rückschau sogar hauptsächlich – auch durch die ganz andere Inszenierung – und damit über Mode – begründet. Mode in dieser Sichtweise ist subversiv. Auch in manchen europäischen (oder westlichen) Szenen ist sie es noch heute – als künstlerisches Statement, als Protest oder als beides – man denke etwa an die Anfänge von HipHop und Rap.
Beispiel Iran: Farbe ist Protest
Der Fokus der modischen Restriktion hat sich heutzutage verlagert – das Prinzip bleibt das gleiche. Beispiel Iran: die Bekleidungsvorschriften für Frauen sind seit mehr als 30 Jahren festgeschrieben, ihre Einhaltung wird von den islamischen Revolutionswächtern strikt kontrolliert. Die Folge – der strenge schwarze Tschador ist nicht nur kultureller Mainstream sondern signalisiert Systemkonformität – Farbe und eine lockere Interpretation der Kleiderregeln signalisiert die alltägliche oder explizite Zugehörigkeit zu einer Kultur des Protestes. Noch vor einem Jahr gab es iranische Punker – die entsprechende Haartracht ist heute unter Strafandrohung verboten. Was die Staatsmacht gegen die grünen Stirnbänder der oppositionellen Jugendlichen tun soll, weiß sie offensichtlich noch nicht.
Schwierig für die Sittenwächter aller Couleur (und nicht nur im Iran) ist die scheinbare Flüchtigkeit des modischen Bildes – sicher ist in einem autoritären Kontext nur: auch der nächste Trend imaginiert Subversion.
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