Die schwedische Fashion-Kette H&M arbeitet laut einem Bericht des US-amerikanischen Branchenmagazins „Women´s Wear Daily“ (WWD) an einer nächsten sehr hochkarätigen Designer-Kooperation. Im Gespräch ist offenbar das Pariser Haute-Couture-Label Maison Martin Margiela. H&M hat sich dazu bisher nicht geäußert, sondern teilte mit, dass das Unternehmen Medienberichte und Gerüchte generell nicht kommentiere. WWD gilt allerdings in der Fashion-Branche als extrem gut informierte Quelle – in seiner Meldung kündigte das Blatt auch an, dass H&M die Kollaboration sehr bald auch offiziell verkünde.
Die Capsule Collection von Maison Martin Margiela für H&M würde in diesem Fall auf eine Doppel-Kollektion von Donatella Versace im vergangenen Winter sowie die H&M-Frühjahrs-Linie des Mailänder Modehauses Marni folgen. Gleichzeitig wäre sie die Fortsetzung eines im High-Street-Segment bisher einzigartigen Konzepts: 2009 brachte H&M eine Kollektion der japanischen Mode-Avantgardistin Rei Kawakubo auf den Markt, mit Maison Martin Margiela hätte sich der Konzern jetzt zum zweiten Mal für eine explizite Avantgarde-Kollaboration entschieden.
Martin Margiela – Antwerpener Avantgarde und Einflüsse aus Japan
Der belgische Designer Martin Margiela ist einer der originären Vertreter der Antwerpener Fashion-Avantgarde. Sein Modedesign-Studium an der „Königlichen Akademie der schönen Künste“ in Antwerpen absolvierte er zeitgleich mit den heute in Fashion- und Designerkreisen legendären „Antwerp Six“. Zu dem Avantgarde-Kollektiv gehörten unter anderem Walter Van Beirendonk, Ann Demeulemeester und Dries van Noten. Margiela wird bis heute oft als das informelle siebente Mitglied der kreativen Gruppe angesehen.
Der Einfluss der japanischen Fashion-Avantgarde, etwa Rei Kawakubo oder Yohji Yamamoto – war in den Arbeiten der „Antwerp Six“ oder Margielas Kreationen deutlich spürbar. Margiela erwies sich dabei – ebenso wie Kawakubo – als ein Dekonstruktivist der Mode. Seine Kollektionen – intellektuell, provokativ, oversized und scheinbar provisorisch – standen explizit gegen den „schönen Schein“ der Mode.
Maison Martin Margiela-Kollektionen – inzwischen kreatives Teamwork
Nach seiner Graduierung 1980 arbeitete Martin Margiela zunächst fünf Jahre als Freelance-Designer, danach von 1985 bis 1987 für Jean Paul Gaultier. Seine erste Kollektion für sein Pariser Label Maison Martin Margiela erschien 1989. Von 1997 bis 2003 war er außerdem der Kreativ-Chef der Hermès-Damenlinie.
2009 zog sich der extrem medienscheue Margiela – nicht ganz überraschend – völlig aus der Fashion-Welt zurück. Gerüchte über kreative Differenzen gab es, seitdem der italienische Unternehmer Renzo Rosso im Jahr 2002 Maison Martin Margiela übernommen hatte. Rosso, der auch Eigentümer von Marken wie Diesel oder DSquared² ist, führt seitdem das Haute-Couture-Haus unter Beibehaltung der designerischen Handschrift Margielas. Die Kollektionen entwirft heute ein hausinternes Designer-Team, dessen Mitglieder fast alle noch unter Martin Margiela gearbeitet haben.
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